About me

Warum ich bin, wer ich heute bin / Part 2

Meine Geschichte ist holprig. Mit guten Seiten, aber eben auch sehr prägenden Herausforderungen.

Ich war das Mädchen, dass ohne Vater groß wurde. Das Mädchen, dass mit 10 Jahren erfahren hat, dass die Menschen in ihrem Umfeld nicht die sind, für die sie sie hielt. Der Mensch, den ich Vater nannte, war es nicht. Sondern es gab da einen Mann, den ich nicht kannte. Aber lasst mich versuchen, etwas Klarheit in die Geschichte zu bringen.

Ich wurde geboren, da war meine Mutter süße 19 Jahre. Sie war lebenslustig, lebenshungrig und immer auf der Suche nach irgendwas. Aus dieser Zeit kenne ich logischerweise nur Erzählungen über meinen leiblichen Vater, die keinen sehr angenehmen Menschen darstellten. Meine Mutter trennte sich, da war ich noch nicht mal 1 Jahr.

Sie lernte einen Menschen kennen, der lange Zeit eine Rolle in meinem Leben eingenommen hat, die er später so nicht mehr wollte. Nicht fair und auch nicht immer nachvollziehbar. Aus dieser Ehe ging mein kleiner Bruder hervor.

Leider war auch diese Beziehung nicht für die Ewigkeit bestimmt. Aus heutiger Sicht absolut logisch und nachvollziehbar. Damals aber umso schwerer. Mein kleiner Bruder wuchs nach der Trennung bei seinem Vater auf. Er kam manchmal zu Besuch, aber die meiste Zeit haben wir uns nicht gesehen. Selten durfte ich zu Besuch zu ihm. Ich erinnere mich an ein wundervolles Erlebnis. Wir waren Ski fahren – das erste und einzige Mal in meinem Leben. Mein (Stief-)Papi hatte mir gezeigt, wie das mit dem Langlauf so geht. Ein Erlebnis, dass ich heute noch fühlen kann. Aber eben fast das Einzige dieser Art.

Ich erinnere mich aber auch an viele schlimme Momente. Mein kleiner Bruder, der als kleiner Zwerg so viel geweint hat, so oft so traurig war und immer hin und her gerissen war. Er wollte seine Mami. Ich hatte sie. Und wollte einen Papi. Er hatte einen. Eifersucht kam also oftmals auch dazu. Ich erinnere mich an viel Drama und verletzte Egos bei erwachsenen Menschen und an Kinder, die diesen Schmerz ausgebadet haben.

Mein Stiefvater hat mich mehr als einmal verstoßen. Obwohl er wusste, welchen Wert er für mich hat. Ich habe ihn viele Jahre immer Papi genannt. Bis vor 5 Jahren war er eben unter dieser Bezeichnung in meinem Handy eingespeichert. Ich weiß, dass er – da war ich so 11 oder 12 Jahre ungefähr – mal zu mir sagte, ich müsse ihn nicht mehr Papi nennen. Ich wollte aber. Heute weiß ich, dass er es war, der das nicht mehr wollte. Auf Grund seines verletzten Egos.

Meine Mama und meine Großeltern waren für mich da. Meine Ur-Oma, mein ganz großer Anker, verstarb kurz vor meiner Schuleinführung. Wir waren wie Seelenverwandte. Ich habe sie mehr als alles und jeden geliebt. Nur leider verschwand auch sie einfach so aus meinem Leben. Eben weil wir so eng verbunden waren, entschieden damals alle, es sei besser für mich, nicht mit zur Beerdigung zu gehen. Somit konnte ich nie Abschied nehmen. Ein Thema, was mich lang begleitet hat. Ich erinnere mich auch nicht, wer mir wann und wie von ihrem Tod berichtet hat. Für mich war sie gefühlt einfach weg. Ein schmerzhafter Verlust.

Versteht mich nicht falsch. Es geht mir hier nicht um Schuldzuweisungen oder um eine Darstellung meinerseits als das arme kleine Opferlamm. Es geht mir um einfache Fakten. Und wie diese mich geprägt haben. Warum ich bin, wer ich bin.

Mein Leben war in dieser Zeit bewusst und unbewusst von Verlust geprägt. Rückblickend fehlte es mir an Konstanz und Halt.

Mit 10 Jahren klappte mein bis dahin aufgebautes Kartenhaus vollständig zusammen. Meine Mutter erzählte mir, wer mein wahrer Erzeuger war. Mein Vater war nicht mehr mein Vater. Und mein Bruder in meinem kindlichen Kopf nicht mehr mein Bruder.

Ich musste zu Richtern, Anhörungen. Ich musste mir komische Fragen stellen lassen. Und ich musste einen Menschen kennenlernen, der wohl mein leiblicher Vater war. Ich musste – wohlgemerkt.

Und logischerweise war auch hier wieder viel Ego erwachsener Menschen im Spiel und zum Glück auch eine Richterin, die mein Wohlbefinden in den Fokus rückte. Die Treffen sollten alle 14 Tage stattfinden. Anfangs noch spannend und lustig, später in völliger Abwehr durch mich. Zum Glück wurde damals in meinem Sinne entschieden, dass mein Wohl nicht gegeben war. Denn heute weiß ich, in welcher emotionalen Lage und welchen inneren Konflikten ich damals war. Eine Zumutung für ein Kind.

Ich hatte Angst. Ich wollte niemanden verletzen. Ich wollte das alles nicht. Ich war ein Kind, was die Tragweite dessen, was da um mich rum passierte, so gar nicht verstehen konnte.

Die Richter lasen mir Briefe vor, mit Dingen, die so nicht stimmten. Ich fühlte mich eingeschüchtert, belogen und wenig verstanden und geliebt. Ich fühlte mich nur als Mittel zum Zweck. Ohne emotional wirklich aufgefangen worden zu sein.

Als ich 18 war, war mein Hass auf diese Geschichte und den Menschen, der damit zu tun hatte, so groß, dass ich keinen Blick nach rechts oder link zu ließ. Ich sorgte dafür, unerreichbar zu sein. Ich sorgte dafür, emotional nie wieder so zu fühlen. Ich sorgte dafür, dass mich jeder als Kämpferin wahrnahm, aber nicht erkennen konnte, wie es mir wirklich ging. Ich sorgte dafür, dass diesen Teil meiner Herkunft niemand erwähnte. Das schaffte ich viele Jahre.

Was mich immer begleitet hat, war der Antrieb, Anerkennung zu bekommen, dazu zu gehören. Gerade beruflich hat mich das zwar sehr weit gebracht, aber auch in Summe ins Burnout getrieben. Denn hier hatte ich mir einen Menschen ins Leben gezogen, der genau diesen Antrieb nutzte. Für, meist aber gegen mich!

Meine Beziehungen waren geprägt davon, dass ich nie loslassen und wirklich vertrauen konnte. Ich sorgte immer dafür, nicht wieder fallen zu können. Ich hinderte mich also selbst daran, mich wirklich in der Liebe fallen lassen zu können.

Mein großer Sohn wurde geboren. Und wenn er als Säugling schon eines sehr gut konnte, dann war es, mich auf meine inneren Grenzen zu stoßen. Ehrlicherweise gelang ihm das sogar schon in der Schwangerschaft Wieder die Angst, nicht lieben zu können. Wieder die Angst, die Kontrolle zu verlieren, da ich ja logischerweise als Erstgebärende keinerlei Plan hatte, was da so mit mir passiert.

Es kam der Moment mit ihm, wo ich wieder bei meinem Ursprung angelangte. Ich setzte mich damit auseinander, welche Rolle in meinem Leben nie wirklich besetzt war. Und damit kam die Thematik meiner Herkunft väterlicherseits wieder ans Licht. Ich stellte fest, dass mein leiblicher Vater noch mal Kinder bekam, die nur geringfügig älter sind als meine eigenen. Ich überlegte, ob er wohl heute ein besserer Vater sei. Und ich war hin und her gerissen, ob ich es wissen wollte oder nicht. Damals entscheid ich mich, meine älteren Geschwister aus seiner ersten Ehe zu kontaktieren, Ich wusste jahrelang von ihnen. Aber auf Grund meiner Abneigung gegen dieses Thema war dieser Schritt erst jetzt möglich. Glücklicherweise hat meine Schwester mich mit offenen Armen empfangen. Mein größerer Bruder war da noch sehr verhalten. Ich konnte es verstehen, wusste ich ja, was da wohl in ihm vor ging.

Durch diesen Kontakt, durch meine innere Zerrissenheit zwischen beruflicher Anerkennung und dem Wunsch, mein Mamasein wirklich zu leben, durch die nichtvorhandene Akzeptanz meiner neuen Rolle in meinem Berufsleben, durch all das wurde der Riss in mir immer größer.

Ich kam an einen absoluten Tiefpunkt in meinem Leben und brach zusammen. Vor meinem 1,5 jährigen Sohn lag ich weinend auf dem Boden und schaffte es irgendwie, meinen Mann anzurufen, dass er sofort nach Hause kommt. Diesen Moment werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Es folgten viele Monate Therapie, 7 Wochen Reha und eine Fülle an Themen, die endlich an die Oberfläche wollten.

Und durch meine Unzufriedenheit mit meiner Therapeutin und ihren Ansätzen entschied ich in dieser Phase, dass ich selbst Coach werde. Dass ich anderen Menschen eine Abkürzung geben will. Dass ich anderen eine WIRKLCIHE und TIEFE Heilung ermöglichen will, die nicht nur mit neuen Verhaltensstrategien an der Oberfläche rum tümpelt.

Hier bin ich nun also.

Im nächsten Beitrag nehme ich dich mit auf die Reise bis zu meinem heutigen Ich. Du wirst erfahren, warum ich Menschen aus meinem Leben habe ziehen lassen und den – so wie ich immer dachte – für mich am wenigsten gewollten Menschen wieder in mein Leben gelassen habe. Ich bin sicher, du weißt schon jetzt, von wem ich rede.

Danke, dass du bis hierhin mit mir auf diesen Reise in meine Vergangenheit gegangen bist.

 

 

Alles Liebe

Deine Diana

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